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Chronik des Volkstrachtenvereins „Werdenfelser Heimat“ Partenkirchen

Seit dem Jahr 1887 gib es in Partenkirchen einen Volkstrachtenverein: „Die Werdenfelser“. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Ortsfremde, also „Zuagroaste“ aufgenommen und die einheimischen Mitglieder befürchteten eine Überfremdung des Vereins.
Die einheimischen Mitglieder traten deshalb aus dem Verein aus und gründeten am 31.01.1891 im Gasthof „Melber“ den Verein mit dem Namen „Volkstrachtenverein Werdenfelser Heimat Partenkirchen“.
Als Hauptzweck des Vereins wurde der Erhalt der alten Sitten und Gebräuche in der Satzung erfasst. Es gab 39 Gründungsmitglieder; am Ende des 1. Vereinsjahres zählte der Verein gar 95 Mitglieder. Aufnahmeberechtigt waren Männer, die das 18. Lebensjahr vollendet hatten und in Werdenfels geboren sind. Gründungsvorstand war Anton Gansler.
1895 wurde vom Verein in den St.-Anton-Anlagen ein Denkmal zu Ehren von König Ludwig II. errichtet.
Im selben Jahr wurde eine Vereinsstandarte in Auftrag gegeben. Beides konnte am Pfingstmontag 1895 feierlich geweiht werden.
Im Laufe der Jahre wurden Sommerfeste auf dem „Rassbräukeller“ und im „Melbergarten“ mit Schuhplattlern, Tanz und Musik durchgeführt.
1904 wurde auf dem Hausberg von Partenkirchen, dem Wank, von den Vereinsmitgliedern ein Kreuz aufgestellt. Damals gab es natürlich noch keine Seilbahn auf den Wank und das ganze Material musste nach oben getragen werden.
Obwohl der Weg um einiges beschwerlicher war als heutzutage, nahmen an der Einweihung des Kreuzes 400 Frauen und Männer aus Partenkirchen und Umgebung teil.
Mit den zwei Weltkriegen brachen auch für den Verein schwere Zeiten an. Während der Kriege wurden viele junge Vereinsmitglieder eingezogen und mussten an den verschiedenen Fronten ihren Dienst leisten. Viele junge Soldaten verabschiedeten sich mit einem Juchzgerer – das war oft das letzte, was man von ihnen hörte.
Heute noch gedenkt der Verein der gefallenen und vermissten Mitglieder beider Weltkriege am Pfingstmontag durch die Messe am Josefibichl.
Nach dem 2. Weltkrieg untersagte die Besatzungsmacht jede Vereinstätigkeit. Erst langsam ging es wirtschaftlich und somit auch kulturell wieder bergauf.
Die Larven, Schellen und die Alten Trachten waren während des Krieges vom Ehrenmitglied Johann Eitzenberger in Verwahrung genommen worden. Nur durch ein „Off Limit“ für den Raum mit den VTV-Gegenständen konnten diese vor der Plünderung durch die Amerikaner geschützt werden.

Im dritten Anlauf genehmigte die Militärregierung 1946 das Gesuch, den Volkstrachtenverein neu gründen zu dürfen.
Im selben Jahr trat der Verein der Oberländer Trachtenvereinigung bei.
In den folgenden Jahren wurden Veranstaltungen mit Tanz, Schuhplattlern und Gesang erneut ausgetragen. Mit dem Erlös wurde unter Anderem eine neue Glocke für das Sebastianskircherl mitfinanziert.
Weil die Sommerfeste immer wieder der schlechten Witterung zum Opfer fielen, entschloss man sich 1956, ein Bierzelt zu organisieren.
Dazu planierte man den Platz neben dem Schützenhaus.
Als Festwirte waren die Familien Adlwärth, Fraundorfer und die Familie Fahrenschon im Bierzelt engagiert.
Seit dem Vereinsjahr 2014/2015 betreibt die Wirtsfamilie Werner das Bierzelt, in dem es süffiges Ettaler Bier gibt.
In den vergangenen 60 Festwochen wurden zahlreiche Gaufeste sowie einige Gaujugendfeste ausgetragen. Viele Festzüge wurden organisiert; ob Partenkirchener Gewerke anno dazumal oder zum Werdenfelser Brauchtum allgemein – die Zuschauer kommen von nah und fern.

Man dachte bereits 1983 über die Errichtung eines Vereinsheimes nach.
Es dauerte von den ersten Planungen bis zur Einweihung dann noch 8 Jahre – am 12.5.1991 konnte das Vereinsheim eingeweiht werden. Von freiwilligen Helfern wurden für den Bau 10.000 Arbeitsstunden abgeleistet und viele Geld- und Materialspenden konnten in Empfang genommen werden.

Das Vereinsleben beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Bierzelt im Sommer.
Am Anfang eines jeden Vereinsjahres wird Gottes Segen im Jahresamt erbeten. Vor Weihnachten wird die vereinseigene Verkündigungs- und dann Krippenszene am Kirchenplatz aufgestellt. Am Pfingstmontag gedenkt der Verein der verstorbenen Mitglieder bei einer Messe am Josefibichl. Am Vorabend des Ludwigstages wird eine Serenade beim Ludwigsdenkmal abgehalten. Außerdem gibt die Vereinsfahne allen verstorbenen Mitgliedern das letzte Geleit.
Aber zum Vereinsleben gehört nicht nur die Hochhaltung des christlichen Glaubens. Auch im Fasching ist der Verein federführend bei den Veranstaltungen im Ort. Es wird jedes Jahr der „Werdenfelser Ball“ organisiert.
Außerdem ist der Verein in Besitz von alten Larven, von Schellen und Untersberger Mandl, die an Maschkera verliehen werden.

Im Jahr 2015 zählt der Verein 465 Mitglieder.
In der Jugendgruppe sind 60 Kinder aktiv.
Das zeigt, dass sich der Verein um die Zukunft keine Sorgen machen braucht.
Für die nächsten 125 Jahre verbleibt uns nur noch zu hoffen, dass der Verein in der Zukunft weiter wachsen wird, getreu dem Leitspruch:

„Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten“